Saarländischer Museumsverband e.V. - für Geflüchtete

Integration durch kulturellen Austausch und Begegnung

Museen sind Orte der Kultur und der Erinnerung. In dieser Funktion greifen sie auch aktuelle Themen der Gesellschaft auf und bieten Raum für Begegnung und Austausch, beispielsweise im Bereich der Integration geflüchteter Menschen. Saarländische Museen entwickeln Projekte, übernehmen konkret Verantwortung und leisten somit einen wichtigen Beitrag zur Lösung einer der größten Herausforderungen unserer heutigen Gesellschaft. Einige Projekte werden im Folgenden beispielhaft dargestellt.

Actionbound als Willkommensprojekt im Römermuseum Schwarzenacker

Im Rahmen des Projektes „Willkommen in unserer Stadt“ entwickelte eine deutsch-syrische Kindergruppe unterstützt durch das Landesinstitut für Pädagogik und Medien sowie die Stadtbibliothek Homburg eine digitale Schnitzeljagd durch das Römermuseum, die von allen Interessenten kostenlos genutzt werden kann. Das Willkommensprojekt wurde aus Mitteln des BMBF im Rahmen von „Kultur macht stark“ finanziert. Zum Actionbound geht's hier 

Historisches Museum Saar

Das Historische Museum Saar bietet monatliche Museumsführungen auf Arabisch durch einen Mitarbeiter syrischer Herkunft. Dieser berichtet auch in unregelmäßigen Abständen auf Arabisch über die Aktivitäten und Ausstellungen des Historischen Museums auf der Facebook-Seite "Syrer in Saarbrücken".

Integration in Gondwana – dem Prähistorium

Das Erlebnismuseum „Gondwana – das Prähistorium“ veranstaltete im Jahr 2015 nicht nur eine Benefizveranstaltung für mehr als 150 Geflüchtete, die in der Ortsgemeinde Schiffweiler angekommen waren, sondern beschäftigte im Park Flüchtlinge aus Syrien als Vollzeitarbeitskräfte und als Aushilfen. Einige von ihnen konnten den Weg von dort aus in andere Berufe finden, aber bis heute sind zwei Mitarbeiter fest angestellt.

Gemeinsame Geschichte finden in der Römischen Villa Borg

Seit einigen Jahren werden dem Archäologiepark Römische Villa Borg von der Arbeitsagentur Mitarbeiter im Rahmen von Beschäftigungsmaßnahmen zugewiesen. In der letzten Zeit befinden sich auch immer häufiger Flüchtlinge aus Syrien unter den zugewiesenen Mitarbeitern. Die sprachliche Verständigung ist anfangs meist etwas schwierig, sobald aber verstanden wird, dass es sich bei den Ausgrabungen um eine römische Fundstelle handelt, ist das Interesse häufig groß. Es werden sofort Parallelen zu den archäologischen Stätten im Heimatland hergestellt und die Verwunderung ist groß, dass es hier in unserer Region ebenfalls Römer gegeben hat. Diese „historische“ Verbindung zwischen der alten und der neuen Heimat wirkt sich positiv auf das Interesse an der Arbeit in der Römischen Villa Borg aus und schafft eine Basis für Ankommen, Verständigung und Integration. 

Haus Saargau – Steine formen – Brücken bauen

Haus Saargau startete 2016 mit einer sehr bewegenden Ausstellung "Steine formen - Brücken bauen; ein syrisch-deutsches Kunst-Integrationsprojekt". Der Künstler Gerhard Fischer aus Überherrn begann im Herbst 2015 zehn junge syrische Flüchtlinge anzuleiten, Skulpturen aus Speckstein zu erarbeiten. Dies diente nicht nur dem künstlerischen Schaffen, sondern auch dem gegenseitigen Austausch und Kennenlernen. In den Arbeitspausen berichteten die Flüchtlinge über ihre Hoffnungen und ihren Weg, der sie nach Deutschland geführt hat. Im Rahmen der anschließenden Ausstellung im Haus Saargau waren nicht nur die angefertigten Skulpturen Thema, sondern auch die auf dem Fluchtweg erlebten Erfahrungen der jungen Menschen, die in kurzen, sehr persönlichen Briefen festgehalten wurden. Jede Skulptur wurde mit einem offenen Brief desjenigen vorgestellt, der sie gefertigt hatte. Darin schilderten die Geflüchteten ihre Lebenssituation und was sie bewogen hat, ihre Heimat zu verlassen. Sie berichteten von ihren Erlebnissen, ihren Ängsten und Hoffnungen und luden zu einem Perspektivenwechsel in ihre Lebenswelt ein. Mit der Ausstellung erfuhr die Arbeit der Projektteilnehmer eine besondere Würdigung und Wertschätzung. Öffentlichkeit wurde hergestellt, Begegnung und Austausch möglich. Eine Chance, sich über die künstlerische Arbeit hinaus mitzuteilen.